Vortrag (26.02.2020): Dr. habil. Jeanette van Laak, Von der Institution zum Provisorium? Hessen und die DDR-Zuwanderer in den 1980er Jahren


Der OHG lädt herzlich ein zu einem

Vortrag am Mittwoch, 26. Februar 2020 um 19 Uhr
im Netanya-Saal im Alten Schloss am Brandplatz.

Zum letzten Vortrag der aktuellen Wintersaison begrüßt der Oberhessische Geschichtsverein eine bekannte Referentin. Dr. Jeanette van Laak berichtet aus ihrem Forschungsprojekt zum Aufnahmelager Gießen, das für Übersiedler aus der DDR Ende Juni 1990 geschlossen wurde. Vorausgegangen waren die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze im November 1989 und der Vertrag zur Wiedervereinigung zwischen der Bundesrepublik und der DDR.

Nach dem Mauerbau war die Gießener Einrichtung die einzige Aufnahmestelle für DDR-Übersiedler im Bundesgebiet (in Berlin-Marienfelde war eine kleine Einrichtung für DDR-Zuwanderer). Zwischen 1963 und 1983 war es verhältnismäßig ruhig in den Einrichtungen, da der Mauerbau die Abwanderung weitgehend unmöglich gemacht hatte.

Dies änderte sich Anfang der 1980er Jahre, als die DDR-Regierung sich gezwungen sah, Kredite bei der Bundesregierung aufzunehmen. Letztere verband mit diesen Zahlungen Forderungen nach genereller Reiseerleichterung für Familienangehörige und Ausreisegenehmigungen für ausreisewillige DDR-Bürger, die dies mit dem Wunsch auf Familienzusammenführung begründeten. Die DDR-Führung beugte sich diesen Bedingungen, behielt es sich aber vor, selbst zu entscheiden, wann sie wen ausreisen ließ. Das führte dazu, dass es in den 1980er zu drei größeren Ausreisewellen kam, die die bundesdeutschen Behörden wiederholt vor logistische und verwaltungstechnische Herausforderungen stellten. Immer wieder mussten Verwaltungsroutinen unterbrochen werden, immer wieder war Improvisations-geschick gefordert, immer wieder bedurfte es der Unterstützung der Bevölkerung, die Aufnahme der Übersiedler so problemlos wie möglich zu bewältigen.

Noch im Herbst 1989 musste die Aufnahme von zahlreichen DDR-Bürgern bewältigt werden, die Sorge hatten, dass die Grenzöffnung nur vorübergehend sei. Doch bereits ab dem Frühjahr 1990 sahen sich die Mitarbeiter der Einrichtung vor die Aufgabe gestellt, ihre Einrichtung zu schließen. Diese Entwicklungen will der Vortrag nachzeichnen und der Frage nachgehen, wie die Hessische Landesregierung mit der Herausforderung der Zuwanderung und der Veränderung des politischen Status quo umging.

Auch Nicht-Mitglieder sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

Bitte beachten Sie auch unser aktuelles Vortragsprogramm.

Zurück zu Aktuelles

„Und in allen Gegensätzen steht ...

... – unerschütterlich, ohne Fahne, ohne Leierkasten, ohne Sentimentalität und ohne gezücktes Schwert – die stille Liebe zu unserer Heimat.“ (Kurt Tucholsky)